Abstract
Die Umsetzung der Klimaschutzziele (Pariser Abkommen, Klimaschutzplan 2050) verlangt auch im Verkehrssektor drastische Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion. So müssen bis 2030 die verkehrsbedingten Emissionen in Deutschland um mindestens 40 % gegenüber 1990 verringert werden.
Anhand von Ergebnissen von Modellrechnungen wird gezeigt, dass selbst bei einer sehr ambitionierten Elektrifizierung des Verkehrs (10 Mio. E-Autos) und unter Berücksichtigung von Verkehrsvermeidung und -verlagerung erhebliche Mengen an fortschrittlichen Kraftstoffen mit geringem CO2-Fußabdruck nötig sein werden, um die Ziele zu erreichen. Insbesondere biomassebasierte bzw. strombasierte synthetische Produkte besitzen das Potenzial, diese Lücken zu füllen.
Auf der Basis einer komplexen Modellierung der in Frage kommenden Prozessketten konnten die Kosten (CAPEX, OPEX) für unterschiedliche Rahmenbedingungen und Produktionsstandorte (Deutschland, Norwegen, MENA) unter Berücksichtigung des Transportaufwandes ermittelt werden. Im Beitrag werden die Ergebnisse für die verschiedenen Szenarien und Produkte vorgestellt und diskutiert. Für den Standort Deutschland führen die hohen Strompreise zu sehr hohen Erzeugungskosten für strombasierte Kraftstoffe. Dagegen können biomassebasierte Produkte, insbesondere Ethanol der 2. Generation aus Lignozellulose vergleichsweise günstig erzeugt werden. Im Gegensatz dazu kann in den MENA-Ländern (Nordafrika, Mittlerer Osten) ebenso wie in Norwegen der Strom aus erneuerbaren Quellen – und damit auch Wasserstoff – mit niedrigen Kosten gewonnen werden. Allerdings ist der Ferntransport von Wasserstoff (Schiff bzw. Pipeline) sehr aufwendig und führt zu einem erheblichen Preisaufschlag. Daher ist speziell in der MENA-Region eine Vorortsynthese zu leichter transportierbaren flüssigen Produkten eine geeignete Option. Allerdings müssen dann auch die Bereitstellungskosten für das benötigte Kohlendioxid mit in Betracht gezogen werden.