Mittlerweile war es recht warm geworden und die geöffneten Türen ließen nicht nur frische Luft herein, sondern gaben auch den Blick auf die Anlagen frei, auf Rohrleitungen und Tanks und schürten die Vorfreude auf die Tour zur ReOil Anlagen am folgenden Tag.
Den Rahmen für das technische Programm setzte Alexander Kronimus (Plastics Europe), indem er Prognosen zum kommenden Kunststoffbedarf und einen Überblick über die verschiedenen Recyclingrouten teilte und daraus folgend die Forderung nach Design for Recycling in den Raum stellte. Peter Quicker konnte dieses Petitum nur unterstreichen, hatte er sich doch für seine Arbeiten direkt die schmutzigsten Abfallfraktionen ausgesucht (u.a. stark schwermetallbehaftet) und verschiede Routen getestet. Seine zwei Take-away messages: 1) Keine Technik diskriminieren, solange CO2 Emissionen die Alternative sind. 2) Raffinerien sind die perfekten Standorte für chemisches Recycling, weil auch Nebenprodukte noch genutzt werden können.
Während Jens Kaltenmorgen (TU Darmstadt) die Entwicklung eines digitalen Zwillings basierend auf Sensordaten am Piloten darlegte und den Nutzen bei der Modellierung der folgenden Skalierungsschritte, war der nächste Speaker, Thorsten Liese (RWE Power AG) schon mitten drin in der Planung einer kommerziellen Waste-to-Hydrogen Anlage in den Niederlanden. Nach Plan wird hier bald im Industriemaßstab CO2 reduziert.
Der speziellen Gruppe der Polyurethane (bekannt von Matratzenschaum und Sneaker-Sohlen) nahm sich Thomas Müller (Ruhruni Bochum) in seiner Keynote an und stellte Ansätze vor, die langkettigen Moleküle so aufzubrechen, dass eine Weiternutzung sinnvoll möglich wird. Mit solch langlebigen Kunststoffen beschäftigt sich auch Marcus Lehnertz (RWTH Aachen), der zur Motivation das Bild einer fast perfekt erhaltenen Prilflasche aus den 1960ern zeigte, die von einer Mülldeponie stammte. Seine Arbeit befasste sich mit Katalysatordesign, um auch diese Stoffe künftig rezyklierbar zu machen.
Mit dem Projekt H2Cycle (Hydrocycling) küssen die BASF und ihre Projektpartner eine Technologie aus dem Dornröschenschlaf, mit der schon in dern 80ern bei der VEBA in Bottrop und bei der DEA in Wesseling synthetisches Rohöl gewonnen wurde. Verpackungsmaterial und weitere Abfälle, die nicht für mechanisches Recycling geeignet sind, werden hier eingesetzt und der Prozess einer umfassenden Lifecycle Analyse unterzogen. Erstes Ergebnis: Reduktion des CO2 Footprints um 60% mit der Option auf mehr.
Den zweiten Konferenztag eröffnete Stefan Pirker von der OMV mit einer Erinnerung an den Sirenen-Alarm um 10:00 – für die einen nur ein notwendiger Test, für die anderen Teil der Erlebnisses, in einer Raffirnerie zu tagen.
Die erste Session began mit Beiträgen von AirLiquide. In seinem Intro stellte Sebastian König die unterschiedlichen Syntheserouten für Grünes Methanol aus Plastik-Recycling dar und verglich die entsprechenden CAPEX, Yield und LCOM (Leveraged costs of methanol). Die Skalierung der Elektrolyseur-Anlagen von 1,25 MW (2018) auf 20 MW (2023) und geplanten 200 MW (2026) zeigt an, welchen Hochlauf die Produktion von Grünem Methanol erfährt. Die Wirtschaftlichkeit von Methanolsynthese im flexiblen Betrieb nahmen Tamara Korkut und Florian Pontzen unter die Lupe, indem sie nur bei niedrigem Strompreis den zusätzlichen Elektrolyseprozess modellierten, bei sehr hohem Strompreis eine Stromerzeugung und für ca. 80% der Betriebsstunden konventionelle Methanolsysnthese. Unter aktueller Regulatorik braucht es leider für den wirschaftlichen Betrieb einer solchen Anlage CoGeneration mit Biomasse.