Am 26. und 27. Juni 2025 veranstaltete der DGMK-Fachbereich Verarbeitung und Anwendung das 30. Jahrestreffen der Analytiker in Hamburg. Zu den 10 Fachvorträgen waren ca. 40 Teilnehmende aus dem In- und Ausland angereist.
Bonjour à tous! Mit diesen Worten eröffnete Wolfgang Gorek das 30. Jahrestreffen der Analytiker der DGMK, das bei typischem Analytikerwetter (feuchtwarm) im Haus der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg stattfand.
Richard Wicht (DGMK) gab als erster Redner einen Überblick in aktuelle Normungstrends, von Dieselnormen bis Wasserstoffspezifikationen. Dabei ging er speziell auf die Anforderungen an die Analytik ein.
Katharina Wulf (Uni Rostock) präsentierte Ergebnisse aus dem DGMK Projekt 859, das sich mit Verträglichkeit von Additiven in Dieselkraftstoffen beschäftigt. Belagschichtdicken von vorgealterten Kraftstoffe und deren Veränderung bei Zugabe verschiedener Additive wurden vermessen. Die Ergebnisse bargen so einige Überraschungen, vom vorzeitigen Versuchsabbruch bis zum extremen Cleaning Effect war alles dabei. Die anschließende Diskussion wurde so lebhaft, dass das Redner-Mikro kurzerhand durch das Auditorium gereicht wurde.
Über Bio-Blends in maritimen Anwendungen sprach Robert Bank (Forschungszentrum für Verbrennungsmotoren und Thermodynamik Rostock), der am Beispiel Cashew Nutshell Liquid (CNSL) erläuterte, welche Herausforderungen mit Bio-Blends einhergehen können. Sludge Bildung und Emulsionspfropfen seien hier als Beispiel genannt. Auch im Labor treten Herausforderungen auf. Seine Bemerkung „Bio riecht nicht immer gut“ traf auf Gelächter und auf viel Verständnis. Nichtsdestotrotz schloss er mit dem klaren Urteil, dass Bio-Blends großes Potenzial zur CO2 Minderung in der Seeschiffahrt besitzen.
Auch Richard Dale (Innospec Inc.) widmete sich Kraftstoffen im marinen Bereich mit besonderem Fokus auf Methanol und dessen Einfluss auf die Lebensdauer von Motoren auf Grund von Materialverschleiß. Er nahm zur Bewertung der Schmierfähigkeit von Methanol den HFRR - Test als Parameter, der auch schon bei Dieselkraftstoff und Heizöl (extraleicht) zur Bewertung herangezogen wird.
Als letzter Redner an Tag 1 - aber bei unvermindertem Interesse der Teilnehmenden - stellte Roland Steininger (Hyundai Motor Europe Technical Center GmbH) die Powertrain Strategie von Hyundai vor. Während die Elektrifizierung eines Großteils der Fahrzeuge erwartet wird, werden derzeit Low - Carbon - Fuels für Nischenanwendungen untersucht und in eigenen Laboren analysiert. So wurde u.a. ein neues Prüfverfahren zur Bestimmung der Ölverdünnung entwickelt, das eine deutlich bessere Wiederholbarkeit liefert.
Beim abendlichen Dinner wurde intensiv weiterdiskutiert und es gab reichlich Gelegenheit fürs Networking.
Tag 2 begann mit einem Vortrag von Dirk Möntmann (OWI Science for Fuels), der darstellte, wie dielektrische Kühlflüssigkeiten sich bei Kontakt mit verschiedenen Werkstoffen verändern, insbesondere die relative elektrische Leitfähigkeit steigt mit Immersionsdauer und Temperatur deutlich an.
Anschließend berichtete Bianca Bethan (GBA Analytik GmbH) über die Herausforderungen und Herangehensweisen im Bereich PFAS Analytik. So fallen eine Vielzahl von Substanzen unter diesen Begriff. Das sind z.B. polyfluorierte Carbonsäuren, Sulfonsäuren, Sulfonamide, Sulfonamidessigsäuren und noch viele weitere. Auch die Verwendung reicht von Baustoffen und Lacken über Medizinprodukte bis hin zu Konsumartikeln wie Haushaltsgegenständen oder Regenjacken. Während einige Verbindungen bereits verboten sind und andere stark durch REACH beschränkt, kommen beständig neue Verbindungen auf den Markt. 130 Verbindungen sind derzeit erfasst, aber nur ein Teil der Vorläufersubstanzen. Letztlich erfordert der Umgang mit PFAS im Labor zudem ein besonders sorgfältiges Arbeiten, denn „PFAS kleben wie die Pest“.
Analytik für Kunststoffpyrolyseöle stellte Michael Becker (ASG Analytik-Service AG) vor. Die Quote von derzeit nur 0,5% chemischem Recycling von Kunststoffabfällen ließe sich über Pyrolyseverfahren deutlich steigern. Mithilfe von GC-VUV lassen sich für die in der Regel sehr unterschiedlichen Pyrolyseöle die jeweiligen Komponenten über Wellenlängenspektrum und Retentionsindex mit hoher Genauigkeit in definierte Verbindungsklassen einordnen.
Metalia Irawan-Pieperhoff (OWI Science for Fuels) sprach über die Wechselwirkungen von E-Fuels als Drop-in Komponenten in Heizöl (DGMK Projekt 839). Sie berichtete über die Mischungseffekte von paraffinischem und fossilem Heizöl, insbesondere bei den unterschiedlichen Alterungseffekten und dem Einfluss von Additiven auf die Alterung. Bemerkenswert ist die kurze Testdauer von max. 300h, um die Einflüsse verschiedener Blends und Additive zu ermitteln.
Der Vortrag von Svetlana Crusius (ERC Additiv GmbH) machte den Abschluss der Tagung. Sie präsentierte die Vorteile von Ethanol-Kraftstoffen, u.a. durch Erhöhung der Oktanzahl und die Senkung der Partikelzahl in den End-of-Pipe Emissionen und natürlich der CO2 Emissionen. Ein E20 Flottentests verlief erfolgreich und das Interesse an E20 erstreckt sich daher über verschiedene Branchen. Wir dürfen also gespannt sein, ob E20 der Markteintritt gelingt.
Zum Abschluss dankte Wolfgang Gorek allen Vortragenden sowie dem Team der DGMK für die vorzügliche Organisation und schloss die Veranstaltung mit dem Hinweis auf das nächste Analytikertreffen, das am 26. und 27. November 2026 stattfinden wird.